Die Drei-Quadratmeter-Regel für Solarmodule auf Dächern wird den Markt in der zweiten Jahreshälfte 2024 dominieren

Globale Neuigkeiten
2024.6.17

von Stephan Krauss

Sales Manager LONGi Europe DG für die DACH-Region

In die Forderung nach einer Erneuerung der bauaufsichtlichen Zulassung für PV-Module größer als zwei Quadratmeter ist seit Oktober 2023 Bewegung gekommen. Mit der Aufnahme der Drei-Quadratmeter-Regel in die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBT) ebnet die Politik den Weg für Rechtssicherheit bei der Installation größerer Module auf Dächern in Deutschland, schafft Raum für Wettbewerbsfähigkeit und kommt damit auch den Bedürfnissen des Marktes nach. Ein Überblick über die Situation in den einzelnen Bundesländern.

Bisher hatten Solarmodule mit einer Einzelfläche von mehr als zwei Quadratmetern für Dächer mit bis zu 75 Grad Neigung keine baurechtliche Zulassung. Für Installationen dieser Art war eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung notwendig, die komplex und zeitaufwendig ist. Die Grundlage dieser Bestimmung ist in der MVV TB des Deutschen Instituts für Bautechnik festgehalten, die wiederum als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.

Im Oktober 2023 erneuerte das DIBT die entsprechende Vorschrift und erhöhte die zulässige Einzelfläche für Solarmodule mit mechanisch gehaltenen Glasdeckflächen auf bis zu drei Quadratmeter. Einige Bundesländer sind der Neuregelung inzwischen gefolgt, darunter Hessen, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, und haben ihre Landesbauordnungen (LBO) angepasst. Ab Juli 24 folgt dann auch Baden-Württemberg. Die Mehrheit der übrigen Bundesländer plant bis Ende 2024 die neue Drei-Quadratmeter-Regel in Landesrecht umzusetzen.

Drei-Quadratmeter-Regel erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und setzt den Rahmen für eine schnellere Umsetzung der klimapolitischen Ziele

Die Novellierung der MVV TB war ein wichtiger und längst überfälliger Schritt. Installateur*innen können damit größere Module für Photovoltaik-Dachanlagen rechtssicher verbauen. Die Produktvielfalt nimmt zu und Installateur-Betriebe sind noch besser in der Lage, das richtige Produkt für das jeweilige Dach und die individuellen Bedürfnisse zu wählen.

Neue Standardisierungen, z. B. bei der Wafer-Größe, auf dem weltweiten PV-Markt führen häufig zu einer entsprechenden Veränderung der Modulgrößen. Erst im August 2023 haben sich namhafte PV-Hersteller, darunter LONGi, auf eine neue Standardabmessung für Module und rechteckige Wafer geeinigt. Vor diesem Hintergrund war und ist es wichtig, auch in Deutschland die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu setzen, um in Europa und global wettbewerbsfähig zu bleiben. Vereinheitlichungen und neue Standards stellen für die PV-Branche ein wichtiges Instrument dar, um Kosten zu reduzieren und Risiken zu senken. Von den niedrigeren sogenannten Stromgestehungskosten (LCOE) profitieren dann auch Anbieter und Kunden. Solarenergie ist im Vergleich zu vor 10 Jahren zur günstigsten und damit erschwinglichsten Energiequelle avanciert. Sie ist ein wichtiger Hebel für eine sozial gerechte Energiewende. Gleichzeitig ist eine weitere konsequente Steigerung der Zubauraten im Solarbereich notwendig, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.

Hohe Leistungsklassen sind beliebt – doch die Frage nach der Effizienz bleibt

Zuletzt fragt der Markt regelmäßig nach höheren Leistungsklassen. Die werden zum einen aus technologischer Sicht über die Zell- und Moduleffizienz erreicht, zum anderen über die schiere Größe der Wafer und damit Module. Doch auch hier gibt es Grenzen, vor allem in physischer Hinsicht. Die Nutzung sehr großer Module auf geneigten Dächern kann einschränkend sein. Ein Großteil der Installateur*innen erledigt die Montage weiterhin mit reiner Muskelkraft - ohne den Einsatz von zusätzlichem Gerät. Im Idealfall sollten Module daher hinsichtlich Größe und Gewicht für die Montage durch eine Person geeignet sein, insbesondere bei Aufdachkonstruktionen mit steiler Neigung. Bestand hat weiterhin: Nicht ausschließlich die Größe eines Moduls ist wichtig, sondern seine Effizienz. Der Wirkungsgrad eines Solarmoduls bezieht sich auf seine Fähigkeit, Sonnenlicht in Strom umzuwandeln. Es gibt kleinere Solarmodule, die einen höheren Wirkungsgrad haben und somit mehr Watt pro Quadratmeter liefern als größere Module.

Übersicht zur Umsetzung der Drei-Quadratmeter-Regel in den Bundesländern

Knapp neun Monate nach der Novellierung der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen und der Musterbauordnung (MBO) des DIBT blicken wir auf die Bundesländer und den Stand der Entwicklungen bei der Einführung der neuen Regelung. Die nachfolgende Auflistung ist das Resultat der Rückmeldungen aus den jeweiligen Landesbehörden. Mit Ausnahme von einem Bundesland, Schleswig-Holstein, haben alle Bundesländer entweder die Einführung bereits abgeschlossen oder geplant. Vier Bundesländer, Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, haben die neue Bestimmung bereits zügig umgesetzt. Baden-Württemberg plant die Einführung Ende Juni 2024. Damit wären flächenmäßig rund 70 Prozent des deutschen Marktes bereits abgedeckt. Sieben Bundesländer richten ihre Umsetzung an der aktuell laufenden Anpassung des MVV TB 2024/1 aus und planen sie bis zu drei Monate nach der Veröffentlichung. Nach erfolgreicher Notifizierung der Änderungen der MVV TB 2024/1 nach der Richtlinie (EU) 2015/1535 würde die Veröffentlichung spätestens im Herbst erwartet, teilte das DIBT mit. Alle weiteren gaben an, die Regelung noch 2024 in Landesrecht umsetzen zu wollen, mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt, das sich die Möglichkeit der Umsetzung bis zum 2. Quartal 2025 offenhält.

Tabelle der Bundesländer und Stand zur Umsetzung der Drei-Quadratmeter-Regel

(Stand, 30.5.24 - Alle Angaben sind ohne Gewähr da sie regelmäßigen Veränderungen durch die Behörden unterliegen.)

Baden-Württemberg

Landesbauordnung für Baden-Württemberg (LBO)

Geplant für Ende Juni 2024

Bayern

Bayerische Bauordnung (BayBO)

Im November 2023 umgesetzt

Berlin

Bauordnung für Berlin (BauO Bln)

Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1

Brandenburg

Brandenburgische Bauordnung (BbgBO)

Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1

Bremen

Bremische Landesbauordnung

Geplant bis März 2025

Hamburg

Hamburgische Bauordnung (HBauO)

Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1

Hessen

Hessische Bauordnung (HBO)

Umgesetzt im August 2023

Mecklenburg-Vorpommern

Landesbauordnung Mecklenburg-Vorpommern (LBauO M-V)

Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1

Niedersachsen

Niedersächsische Bauordnung (NBauO)

Umgesetzt im Dezember 2023

Nordrhein-Westfalen

Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen

Umgesetzt im März 2023

Rheinland-Pfalz

Landesbauordnung Rheinland-Pfalz (LBauO)

Geplant zwischen August und Oktober 2023

Saarland

Saarländische Landesbauordnung (LBO)

Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1

Sachsen

Sächsische Bauordnung

Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1

Sachsen-Anhalt

Bauordnung des Landes Sachsen-Anhalt (BauO LSA)

Geplant für 2024, ggfls. 2025, nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1

Schleswig-Holstein

Landesbauordnung für das Land Schleswig-Holstein (Landesbauordnung - LBO)

Offen

Thüringen

Thüringer Bauordnung (ThürBO)

Geplant für 2024

Die Tabelle steht hier zum Download bereit. Alle Angaben sind ohne Gewähr unter unterliegen stetigen Änderungen der Landesbehörden.

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